· Pressemitteilung

25. Rotkreuz-Gespräch: Beim Schlaganfall spielt die Zeit eine große Rolle

Zum 25. Mal lud der DRK-Ortsverein Frickhofen zum Rotkreuz-Gespräch ein, um spannende Einblicke zu einem Thema zu geben. Diesmal stand der Schlaganfall im Fokus. Als Referent konnte Sven Göbel, Chefarzt der Neurologie im St. Vincenz Krankenhaus Limburg, gewonnen werden.

Über 1.000 Schlaganfälle wurden im vergangenen Jahr im St. Vincenz-Krankenhaus behandelt. Sven Göbel leitet seit 2017 die Schlaganfallstation im Krankhaus und er möchte immer wieder für das Thema sensibilisieren, denn die meisten Menschen kommen noch immer zu spät. „Schlaganfall tut nicht weh, viele Symptome werden ignoriert“, so Göbel in seiner Einleitung. 
Danach nahm er die Zuhörer mit und zeigte die Risiken, Symptome und Therapien bei einem Schlaganfall auf. Ein Schlaganfall entsteht, wenn ein Gefäß im Gehirn verschlossen ist und Teile des Gehirns nicht mehr mit Blut versorgt werden. Die Risiken sind sehr vielfältig. Männer haben ein 24 bis 30 Prozent höheres Risiko als Frauen, ab 55 Jahren nimmt bei jedem das Risiko zu, genetische Vorbelastungen, Bluthochdruck, Herzerkrankungen wie Vorhofflimmern oder Ablagerungen in den Gefäßen können alle zu einem Schlaganfall führen. Dabei würden sich mehrere Risikofaktoren nicht addieren, sondern multiplizieren. „Niemand ist frei von einem Risiko“, so Göbel.
Es ist wichtig, schnell zu reagieren, denn die Symptome können sich rasant verschlechtern. „Pro Minute verlieren sie zwei Millionen Nervenzellen bei einem Schlaganfall“, so der Mediziner. Es gebe ein Zeitfenster von 4,5 Stunden, wo die Therapie ganz gut wirkt und bis zu neun Stunden könne auch noch etwas gerettet werden. Je früher man jedoch eine Therapie erhält, umso besser die Aussicht für die Zeit danach. Als Orientierung dient der FAST-Test. FAST steht für die englischen Begriffe Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit). Wenn bei den Betroffenen ein Mundwinkel herabhängt, ein Arm nicht angehoben werden kann, die Sprache verwaschen oder lallend ist, sollte sofort der Notruf 112 angerufen werden. Göbel rät dringend davon ab, selbst mit dem Auto zu fahren. Weitere Symptome können Gesichtsfeldausfälle, Gleichgewichtsstörungen, eine akute Wesensveränderungen, Schwindel oder eine Gangunsicherheit sein. Es gibt ebenfalls Symptome, bei denen man an einen Schlaganfall denkt, hinter denen aber eine andere Ursache steckt. Dies kann eine Facialparese, eine Lähmung im Gesicht sein, vestibulärer Schwindel, ein epileptischer Anfall oder eine Migräne. In jedem Fall sollte die 112 gerufen werden, im Krankenhaus könne man dann sehen, was dahinter steckt.
Je schneller jemand mit Symptomen ins Krankenhaus kommt, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, das Gehirn zu retten. Zur Akuttherapie gehört die systematische Lysetherapie, um „das verstopfte Abflussrohr wieder freizubekommen“. Bei Verschlüssen in größeren Gefäßen können die Thromben mechanisch entfernt werden. Nach der akuten Therapie begibt man sich auf Ursachenforschung. Herzerkrankungen, Bluthochdruck oder eine Diabetes werden dann zeitnah behandelt, Maßnahmen wie Physiotherapie, Ergotherapie und Logotherapie werden direkt umgesetzt. Kam es bereits zu einer Schädigung im Gehirn, rät Göbel, ein paar Tage abzuwarten, um zu schauen, „wohin die Reise geht“. Manchmal brauche das Gehirn ein paar Tage, um sich wieder zu erholen. Ganz wichtig sei es in dieser Zeit, Gespräche mit den Patienten und auch den Angehörigen zu führen. „Ein bisschen Risiko ist immer“, so der Arzt abschließend, aber Bewegung und eine positive Einstellungen seien ein guter Anfang, um das Risiko zu reduzieren. 
Michaela Brockmann, Vorsitzende vom OV Frickhofen, bedankte sich bei Sven Göbel für den interessanten Vortrag und lud zum nächsten Rotkreuz-Gespräch ein.